Top 3: Kunstorte in Brandenburgs Südwesten

Brandenburg ist wild und einsam, gleichzeitig ein Land der schönen Künste. Denn rund um Potsdam haben Fürsten, Könige und Kaiser eine einzigartige Weltkulturerbe-Landschaft erschaffen. Doch Kunst und Kultur gibt es dort auch in alternativen Off-Spaces und sogar mitten in der Natur. Wir haben euch drei unserer liebsten Kunstorte im Südwesten Brandenburgs rausgesucht – von klassisch bis zeitgenössisch.

Texte: Nikolai Antoniadis, Theresa Wißmann, Christiane Würtenberger
Fotos: Johannes Nadeno, Sina Schwarz, Doro Zinn

 

Belvedere auf dem Pfingstberg

Spaziergang

Es war einmal ein König, Friedrich Wilhelm IV. Der war so unrettbar verliebt in die Aussicht vom Pfingstberg über Potsdam, dass er ein Schloss errichten ließ und drum herum einen Garten. Ehe es fertig war, starb der König, das Schloss wurde ein wenig kleiner dennoch vollendet, doch dann verfiel es fast, weil es in den Kalten Krieg geraten war, Sperrgebiet nach dem Mauerbau.

Nach der Wende instand gesetzt, ist das Belvedere nun wieder ein magischer Ort hoch über der Stadt, mit seinen Türmen und Arkadengängen wie aus der Welt gefallen. Man hört nicht viel von der Stadt hier, dafür umso mehr Vogelgesang, der Panoramablick ist spektakulär, an klaren Tagen kann man bis nach Berlin sehen und begreifen, dass man manchen Aussichten Schlösser bauen muss.

Neuer Garten
14469 Potsdam

pfingstberg.de

E-Werk Luckenwalde

Kunstzentrum

Sieben Jahrzehnte lang hatte das Kohlekraftwerk in Luckenwalde Stadt und Umland mit Strom versorgt – und mit einem feinen Grauschleier überzogen. Dann ging es den Weg vieler Industrien in Ostdeutschland: Es wurde nach der Wende zunächst als Aus- und Weiterbildungszentrum genutzt, stand dann aber mehrere Jahre leer. Bis es 2017 nach einer Energiesanierung glorios wiederauferstand.

Nicht bloß als Kulturzentrum mit Ateliers, Werkstätten und eindrucksvollen Ausstellungen in Turbinenhalle und Maschinenraum. Sondern auch als richtiges E-Werk, das aus den Abfällen, die bei der Produktion hölzerner Kabeltrommeln in einer nahen Fabrik anfallen, Elektrizität produziert, die sich Kunststrom nennt und viele Haushalte der Region ökologisch unbedenklich beliefert. Kunst wärmt eben nicht nur das Gemüt.

Rudolf-Breitscheid-Straße 73
14943 Luckenwalde

kunststrom.com

Kunstwanderweg Hoher Fläming

Wanderweg (17 – 23 km)

Es duftet nach Kiefernharz, sogenannte Rummeln schneiden sich als tiefe Kehlen durch die dichten Wälder – genau wie die mächtigen Granitfindlinge stammen sie aus der letzten Eiszeit. Kunstaffine Menschen können sich außer über die urtümliche Landschaft über 28 Kunstwerke freuen, die zwischen den Bäumen auftauchen. 2007 und 2010 installierten deutsche, niederländische und belgische Künstler:innen im Rahmen zweier Wettbewerbe Arbeiten, die auf Besonderheiten der Landschaft und die Geschichte der Region eingehen – Wölfe, Wassermangel oder die Besiedlung durch flämische Kolonisten vor gut 800 Jahren zum Beispiel. Die vier gut ausgeschilderten Routen zwischen 17 und 23 Kilometer Länge starten entweder in Wiesenburg (mit Schloss!) oder in Bad Belzig (mit Burg!), beide Orte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Per Audioguide oder App kann man mehr zu Wegmarken und Werken erfahren.

Start zum Beispiel:
Bahnhof Bad Belzig
14806 Bad Belzig

wandern-im-flaeming.de/kunstwanderweg