Du hast einen ganz anderen Blick

Maxim Sergienko ist Fotograf und Fotojournalist – und leidenschaftlicher Paddler. Für den Wasserwege-WOCHENENDER hat er einige der schönsten Strecken fotografiert. Im Gespräch mit Eli Frenz erklärt er, wie er dabei nicht ins Wasser gefallen ist

Interview: Eli Frenz

Eli Frenz: Hej, Maxim! Das ist ja ein Ding, Dein Klapprad! So klein und so elegant!
Du bist ja voll der Pack-Profi! Kannst du hier hinter den Kleiderständer stellen.

Maxim: Klar, dass passt alles zusammen.  Und ich könnte tatsächlich mein Packcraft noch auf den Rücken packen und gleich direkt an die Alster radeln.

Wow. Wie hat das eigentlich alles angefangen, deine Leidenschaft?

Das war 2020, Corona. War eine gute Möglichkeit, Micro-Abenteuer zu erleben – ohne weit zu fahren, ohne viel zu organisieren, Abenteuer vor der Haustür.

Womit bist du eingestiegen?

Ich habe erst an ein Ruderboot gedacht und dann für mich das Paddeln entdeckt, das fand ich besser. Dann kamen die Luftboote: Kajaks und Kanus zum Aufblasen. Du bist flexibel damit, kannst alle Gewässer entdecken, ohne Transport zu organisieren, hast keine Lagerprobleme zu Hause. Ich habe dann noch SUP ausprobiert, ultraleichte Packrafts   …

Hej, peinliche Frage: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Kanu und Kajak?

Kajak hast du Doppelpaddel, zwei Blätter, Kanu Stechpaddel, eins, du wechselt immer die Seite. Kajak ist schneller, bietet aber weniger Freiheit im Boot. Im Kanu sitzt du entspannt am Brett, kannst mehr Sachen mitnehmen, mit Familie oder mehreren Freunden paddeln. Mehrtägige Touren machen…

Was war dein erstes eigenes Boot?

Ein einfaches Badeboot für 50€.  Auch damit kannst Du natürlich Spaß auf dem Wasser haben. Mir war aber ziemlich schnell klar, ich will viel mehr. So holte ich mir ein Kajak mit Doppelpaddel. Dann kam ein Kanu dazu, Design und Gefühl fantastisch, aber doch zu schwer.
Du kommst mit dem Boot allein auf 25 Kilo. Dann noch Padeln, Schwimmwesten, Wechselklamotten, Proviant …. Und Kanu-Luftboot ist dann auch sehr windanfällig. Am Schweriner See, da musste ich schon kämpfen damit.

Was hast du dann gemacht damit?

Verkauft. Praktisch ohne Wertverlust. Die Naturkautschuk-Preise steigen ständig, deshalb verlieren die hochwertigen Boote kaum an Wert. Ich habe das bis jetzt immer so gemacht, was gekauft, ausprobiert, Spaß gehabt und weiterverkauft. Ging gut.

SUP ist ja nochmal was ganz anderes …

Jaaa. Du hast einen ganz anderen Blick, paddelst im Stehen, blickst weiter.
Auf den selben Routen, die du mit Kanu oder Kajak schon gefahren hast, siehst Du was ganz anderes, wenn Du stehst. Du bist noch näher am Wasser, das bringt eine gewisse Leichtigkeit. Die SUPs sind steif wie ein Brett. Und die hochwertigen sind auch richtig schnell! 

Was waren die schönsten Motive für Dich bei den WOCHENENDER-Shootings?

Ach, so viele. Die Bekau, die Krükau. Dieksee, Schwentine. Ziegelsee, Schulsee. Und in Hamburg: Alster im Nordosten. Da gibt es Abschnitte wie im Dschungel. Die Alster ist dort wild bewachsen und hat sogar eine spürbare Strömung. Liebesinsel im Stadtpark ist zu jeder Jahreszeit sehr schön. Bei der Krükau hiess es, Wetter schlecht. Aber dann war der Regen gleich vorbei – und wir hatten dieses wunderbare Licht.

Bist du ein anderer Mensch geworden durch das Paddeln?

Es erdet mich nach der Arbeit in der Fotoredaktion eines großen Nachrichtenmagazin. Am Ende der Woche hat sich viel Stress aufgebaut, da muss ich dann ein paar Stunden aufs Wasser, das ist wie ein kleiner Urlaub. Oder die Alster am Wochenende:  Da sind so viele Menschen unterwegs drumherum – aber wenn du auf dem Wasser bist, kannst Du ganz alleine sein. Na ja, zumindest von Oktober bis März. Du fährst die Alster und Kanäle ab und du hast .das Gefühl, dass du wirklich draußen bist, und ganz bei dir, in einer anderen Dimension. Es ist magisch.

Soooo schön, man hält es kaum aus!  Ein Foto von Maxim, entstanden an der Krückau. Er ist dafür übrigens nicht ausgestiegen, sondern hat es aus seinem gelben, ultraleichten Packcraft gemacht