Da blüht Euch was

Geregnet hat es in diesem Sommer genug – umso schöner schimmert der lila Farbton der Heide uns nun entgegen – mit diesen 6 Tipps lässt es sich besonders genießen

Texte: Michael Hopp, Alexandra Frank, Sabrina Waffenschmidt
Fotos: Uta Gleiser, Yvonne Schmedemann, Nele Gülck

TOTENGRUND

Ausflugsziel

Wenn im August Heide und Wacholder blühen, bekommt man hier eine Farbexplosion zu sehen; im Herbst bei Nebel und im Winter bei Schnee und Eis wird die Atmosphäre mystischer, die Farben verwischen fast wie auf einem Aquarell. Der Totengrund, nicht mit dem Auto, sondern nur zu Fuß, mit Pferden, Fahrrädern oder mit der Kutsche erreichbar, ist ganz sicher eines der stärksten Naturerlebnisse Deutschlands. Für den Namen dieses 30 Hektar großen Talkessels nahe des Wilseder Bergs gibt es die unterschiedlichsten Theorien – Nährstoffarmut im Boden, Leichenzüge in früheren Zeiten, die den üblichen Straßen auswichen und deswegen einen Umweg nahmen, oder ein Meteoriteneinschlag.

29646 Wilsede/Bispingen

 

VOM BRUNSBERG
INS BÜSENBACHTAL

Wanderung

Von Suerhop kommend führt die zweite Etappe des Heidschnuckenwegs zunächst durch ein tief eingeschnittenes Trockental, die „Höllenschlucht“, später durch dichtes Waldgebiet und lichte Jungbirken-Haine, vorbei an Findlingen und schließlich über den 129 Meter hohen Brunsberg (schöner Weitblick über Heideflächen und Wälder) zum Pferdekopf. Hier beginnt das Büsenbachtal, dessen Namensgeber für wenige Kilometer glasklar in seinem engen Bett durch die Landschaft mäandert, ehe er kurz vor dem Bahnhof in Wörme versickert. Unterwegs begegnet einem mit Glück die hiesige Heidschnuckenherde, die zwischen den beiden Standorten grasen darf und wechselweise im Verschlag am Brunsberg oder im Stall beim „Café Schafstall“ untergebracht ist.


Heidschnuckenweg.de

 
 

GELI‘S HOFCAFÉ

Café

Für dieses schnuckelige Café im Schneverdinger Ortsteil Wintermoor wurde die untere Etage eines alten Wohnhauses umgebaut. Das merkt man: Bei Angelika und ihrer Tochter Romina sitzt man in heimeliger Wohnzimmeratmosphäre auf gemütlichen Sofas, für die Kleinen gibt es eine Kinderspielecke. Die Kuchen sind selbst gebacken, den ganzen Nachmittag über duftet es aus der Küche nach frischen Muffins und Schoko-Nusstorte. Im Hinterhof lässt es sich gemütlich auf die angrenzende Weide blicken. Empfehlenswert ist auch das Frühstück am Wochenende, für das eine Reservierung nötig ist.


Wintermoorerstraße29,
29640 Schneverdingen
Gelis-hofcafe.de

 

WILSEDE

Museumsdorf

Das alte Heidjer:innen-Dorf mit seinen knapp über 40 Einwohner:innen erreicht man nur zu Fuß und per Rad oder Kutsche – im Naturschutzgebiet sind Autos verboten. Das sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre, fast wähnt man sich in vergangene Jahrhunderte zurückversetzt. Tatsächlich kann man sich im Heidemuseum „Dat ole Hus“ ein Bild davon machen, wie die Bauernfamilien um 1850 lebten und arbeiteten. Im Ort gibt es ein paar Cafés und Restaurants, Treppenspeicher und Schafställe – und viele Möglichkeiten, sich das Leben zur Postkutschenzeit vorzustellen.

Einen Fußmarsch von Wilsede entfernt, befindet sich der Wilseder Berg, mit 169 Metern der höchste weit und breit und ein Wahrzeichen der Lüneburger Heide.

29646 Wilsede/Bispingen

 
 

PIETZMOOR

Wandergebiet

Im 8.000 Jahre alten Pietzmoor begegnet man noch Naturwundern. Es ist die Heimat der Moorfrösche, die zur Paarungszeit im Frühling blau werden, um die Weibchen zu beeindrucken. Kraniche ziehen ihre Jungen auf, man kann Waldeidechsen und Libellen beobachten, längs der Wege sonnen sich Kreuzottern, von denen man sich lieber nicht beißen lassen sollte, weil sie giftig sind. Ein weiterer Höhepunkt im Frühling: die Wollgrasblüte, die das ganze Moor in eine weiße Landschaft verwandelt. Fernglas und Fotoapparat mitnehmen!

Heberer Straße 100,
29640 Schneverdingen

 

STIMBEKHOF

Unterkunft und Restaurant

Kann man Google Maps vertrauen? Nicht, wenn man zum Stimbekhof nahe Bispingen in der Lüneburger Heide will. Da führt die Software direkt ins Naturschutzgebiet, in dem absolutes Fahrverbot herrscht, bei einer Strafe von 90 Euro! Ein leicht vermeidbares Ärgernis – und doch trägt es zum Ruf des Stimbekhofs bei, etwas ganz Besonderes, Einzigartiges, nicht Alltägliches zu sein.

Was macht den Zauber des Stimbekhofs aus? Es ist wohl das großzügige, historische, fast wie ein kleines Dorf wirkende, 1920 erbaute Ensemble von Reetdachhöfen – und dessen Lage in totaler Abgeschiedenheit, man kann sagen, mitten in der Heide. Seit Sommer 2020 ist in die alten Gemäuer der Gutshäuser, Scheunen und Ställe eine moderne, neue Kultur eingezogen, mit wertigen Interieurs im Landhausstil und einer von einem dreiköpfigen Leitungsteam durchgängig auf Naturverbundenheit und Nachhaltigkeit ausgerichteten Konzeption. Die tut der romantischen Atmosphäre aber keinen Abbruch, sondern im Gegenteil, verhilft den Gästen dazu, die Heide besonders intensiv und individuell zu erleben.

Etwa mit einer frühmorgens startenden Sonnenaufgangs-Tour mit dem E-Bike, auf der sich die mächtige „Herr der Ringe“- Landschaft wie im Fluge (oder wie im Traum?) erschließen lässt. Oder schlicht zu Fuß – mit Guides, die mit viel Wissen Wanderungen begleiten. Oder auch im Auto - mit dem „Heide-Bulli“ auf größere Heide-Ausflüge.

Wem das alles zu viel nach „Programm“ klingt, für den werden Yoga, Entspannungstraining oder Personal Coaching angeboten, jeweils von kompetenten, sympathischen Trainer:innen. Besonders Runterkommens-bedürftige bleiben auf ihren Zimmern, die liebevoll und bedacht ausgestattet sind wie kleine Wohnungen und witzige Namen wie Schnucken-Stübchen, Gutsherren Gemach oder Kutschersuite tragen, wärmen sich im Kaminstübchen oder schmökern im Lesezimmer, wenn sie sich nicht gerade „kulinarische Glücksmomente“ gönnen, die der Stimbekhof in vielfältiger, moderner Art vermittelt.

Das Gesamterlebnis Stimbekhof: Drei Sterne und unendlich viele Hauben, wenn wir sowas hätten.

Oberhaverbeck 2,
29646 Bispingen