Das Rätsel um das Tiny House. Kleines Häuschen, große Fragen (Teil 2)

Wochenende mit Anja. Diesmal geht´s mit Freundin Anja ins Tiny House – wie wird sie es wohl finden? Zweiter Teil des Tiny House-Reports von WOCHENENDER-Verlegerin Eli Frenz

 

Wochenende mit Anja.

Dieses Wochenende sollte meiner alten Freundin Anja und mir gehören. Ein schöner Anlass, die Auszeit gemeinsam zu genießen, und ihr das Tiny House in Travemünde zu zeigen!  Zwei Wochenenden und zwei Arbeitstage habe ich schon mit meinem Freund getestet, jetzt sollte sich das mal anders anfühlen. Die Erfahrungen, die ich mit ihm gemacht habe – wo lassen sich Räder mieten? Welches ist das hübscheste Café an der Strandpromenade? – konnte ich nun in das Wochenende mit Anja einbringen. Und war gespannt: vielleicht empfindet sie ganz anders?

Mit meinem Freund war es okay gewesen. Das Wort „Netflix“ fiel kein einziges Mal an unseren Wochenenden, denn es zeigte sich, dass unser Tiny House mitten in einer Gegend steht, die nicht nur landschaftlich beeindruckend ist (Sandsteinsteilküste!), sondern in der es auch unmöglich langweilig werden kann.

Die vielfältigen touristischen Angebote, die ja durchaus ihren Vorteil haben (etwa wenn es um die Versorgung mit Süßspeisen geht), und die man punktuell nutzen kann (manchmal ist ein Café einfach der beste Ort, den Blick in den Horizont zu versenken), lassen sich im Tagesablauf mühelos kombinieren mit den sehr verschiedenartigen Stränden, mit Spaziergängen am Ufer oder einem „grünen“ Trip über Wiesen und Wälder. Ein Fahrrad bewirkt, das alles noch näher beisammen liegt und da mein Freund Abwechslung, Cafés und Fahrräder liebt, war er ganz schnell ganz zufrieden.

 An den Wochenenden verbrachten mein Freund und ich nie lange Zeit im Tiny House, sondern waren viel unterwegs. An den beiden Tagen, die wir zum Arbeiten da waren, waren wir erstaunt, wie gut das ging und wie friedlich, zufrieden und eifrig wir nebeneinanderher ins unsere Laptops tippten, fast mit einer kindlichen Freude daran, den wenigen Platz gerecht zu verteilen und den anderen nicht zu stören.

Aber diesmal mit Anja. Die Fahrt in Anjas neuem Auto flutscht nur so, in knapp einer Stunde sind wir da, an einem Samstag Vormittag. Die „ewigen Staus“ in Richtung Ostsee, von denen oft die Rede ist, scheinen ein Mythos zu sein, wir kommen gut durch.

Am Evershof anzukommen, das macht schon mal was her! Das sehe ich auch an Anjas Blicken. Links fällt das Blick auf das fast herrschaftlich wirkende Wohnhaus der Hofbesitzer, das durch eine kurze Allee zu erreichen ist, und wenn wir auf dem Kiesweg nach rechts rollen, eröffnet sich gleich die Weitläufigkeit des Hofs, mit seinen mehreren Gebäuden, den Weidewiesen und dem angrenzenden Golfplatz. Zwischen den hohen Bäumen verstecken sich vereinzelte Vans und Wohnwagen, andere stehen auf einem eigenen Platz zusammen, der auch eine eigene Zufahrt hat. In der Nähe der Wohnwagen steht auch das Tiny House, das mit seiner modernen, coolen Ausstrahlung einen starken Akzent setzt und auch sofort auffällt.

 „Ah, und das ist das Tiny House, ich bin gespannt!“ sagt Anja und bringt den Wagen an genau der Stelle zu stehen, die mein Freund und ich schon zum Parkplatz ernannt hatten, ohne Protest bisher.

 „Ja, das ist das Tiny House“, sage ich, „bin gespannt, wie es Dir gefällt.“

Nachdem die Glastür geöffnet ist und die Taschen abgestellt, machen wir ein Wasser auf, stellen uns auf die schmale Terrasse und nehmen das Gelände aus der anderen Richtung in den Blick. Ankommen!  Die Weidewiese wirkt jetzt, als gehörte sie zum Tiny House, träge arrangieren sich Pferde und Schafe mit der um die Mittagszeit ansteigenden Wärme der Luft.

Anja ist Reiterin und hat mit ihrer Mutter ein Pferd auf einem Hof in Hamburg stehen, daher fällt ihr Blick sofort auf den 40 Jahre alten Falben, der schon seit vielen Jahren auf dem Evershof lebt.

 „Das ist ein alter Klepper“, lacht Anja und mir fällt auf, dass die vielen „glatzigen“ Stellen auf seinem dürren Körper, die sich mit den Resten des Fells abwechseln, in einem seltsamen Kontrast stehen zu seiner doch recht beweglichen Art – und dem flotten Schritt, mit dem er jetzt direkt auf unser Tiny House zuläuft.

Anja steigt die Treppe von der Terrasse runter, geht auf das Pferd zu, in der Art, in der Leute auf Pferde zugehen, die das schon tausend Mal gemacht haben. Das Pferd wird langsamer, schnaubt und macht mit seinem grossen Kopf die Auf-und-ab-und-Hin-und-her-Bewegungen, die immer freundlich wirken. “Hier gefällt es mir”, sagt Anja und tätschelt den Falben am Kopf.

“Hast Du nicht gesagt”, fragt sie mich, “daß es hier am Evershof auch möglich ist, das eigene Pferd mitzubringen?”

“Ja”, sage ich, und jetzt strahlen wir beide. Ich habe Anja für das Tiny House gewonnen. Als Gästezimmer eines Pferdehofs funktioniert es doch ganz wunderbar!

(Fortsetzung folgt)