„Der Verlag ist nur so gut, wie wir es als Team sind”

Eli Frenz hat das Glück, mit dem Frenz Verlag und dem WOCHENENDER ein Unternehmen geschaffen zu haben, mit dem sie sich identifiziert. Umso mehr sucht sie nach der richtigen Balance von Leben und Arbeiten. Im Interview erzählt sie, warum Arbeit neu gedacht werden muss und warum es auch komplex und chaotisch zugehen darf – oder sogar muss.

Interview: Sabrina Waffenschmidt

Eli, wie geht es dir und dem Frenz Verlag?

Die kurze Antwort: gemischt. Die lange: Es herrscht Veränderung in meinem Leben, im Verlag, in der Welt. Die Corona-Krise hat auch unseren Verlag in eine – hoffentlich vorübergehende – Krise gestürzt. Eigentlich gehören wir eher zu den Krisengewinnern, weil regionales Reisen innerhalb Deutschlands sehr viel wichtiger wird. Durch den anhaltenden Lockdown können wir aber nur einen Bruchteil unserer Bücher verkaufen. Es ist eine neue Erfahrung für mich, ein Unternehmen alleine durch eine Krise zu bringen, aber ich bin mir sicher, dass die Verkaufszahlen wieder nach oben gehen, sobald die Geschäfte wieder öffnen. 

Corona hat viele Menschen dazu gebracht, ihr Leben neu zu betrachten und zu hinterfragen. Welche Fragen hast du dir gestellt?

Wie will ich mit der Zeit umgehen, die ich habe? Wie kombiniert man Freizeit, Familienzeit und Arbeit? Wie will ich meinen Laden und meine Mitarbeiter:innen führen? Diese Fragen beschäftigten mich allerdings auch schon vor Corona. Ich habe das Glück, dass ich mit dem Verlag und dem WOCHENENDER etwas geschaffen habe, mit dem ich mich sehr identifizieren kann – und das mir einfach Spaß bringt. So kann ich Mensch und Chefin gleichzeitig sein. Aber auch ich stecke noch immer in vielen angelernten, veralteten Arbeitsstrukturen fest. Mein Bedürfnis, sie aufzubrechen, wächst immer mehr. Das Wichtigste dabei ist die Beziehung zu meinen Mitarbeiter:innen. Der Verlag ist nur so gut, wie wir es als Team sind. Gerade die letzten Monate haben mich gelehrt, wie wichtig es ist, die menschlichen, komplexen und manchmal chaotischen Elemente in dieser Beziehung anzunehmen – auch meine eigenen. 

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Kann es dabei auch zu viele Emotionen geben? 

Bisher hatte ich das Glück, dass ich immer mit Menschen zusammengearbeitet habe, die diese Emotionalität schätzen. In meiner alten Agentur war ich meinen Mitarbeiter:innen gegenüber sehr offen, war aber trotzdem immer die Chefin. Ich finde es gut, diese Maske nun abzusetzen. Ich lerne zu akzeptieren, wenn es meinen Teamkolleg:innen mal nicht gut geht. Genauso darf es mir selbst mal nicht gut gehen. Nur, wenn ich meine Mitarbeiter:innen verstehe und sie mich, können wir das Beste aus uns herausholen.

Dich treibt das Thema „Neues Arbeiten“ um – was bedeutet dieses Schlagwort für dich? 

Es bedeutet für mich, in die Beziehung zu meinen Mitarbeiter:innen zu investieren und alte Arbeitsstrukturen aufzubrechen. Konkret gestalten wir beispielsweise die Arbeitszeiten flexibler und ziehen kein „9 to 5” durch, wenn die Sonne scheint oder es mit der Konzentration einfach mal nicht so gut läuft. 

Und wenn eine:r mal nicht so gut drauf ist, sagen wir auch: Bleib doch zu Hause! Natürlich gibt es Deadlines und feste Meetings, ich kann mich aber darauf verlassen, dass meine Mitarbeiter:innen ihre Arbeit selbst organisieren und die Verantwortung mittragen.

Der Wunsch nach neuen Strukturen auf der einen, der Druck, Geld zu verdienen und zu wachsen auf der anderen Seite: Wie schwer ist es, alte Strukturen wirklich zu verändern? 

Mir fällt am schwersten, zuzugeben, dass ich nicht immer richtig liege. Vieles bei uns ist Teamarbeit, doch als Chefin nehme ich mir das Recht, gewisse Dinge anzustoßen, zu entscheiden und durchzusetzen. Und ich bin nicht gut darin, etwas blind anzunehmen, auch wenn das Team mir sagt, so ist es gut. Meistens muss ich den Weg erst einmal selbst gehen, um zu fühlen, ob es wirklich funktioniert: Ich muss experimentieren, verschiedene Varianten ausprobieren – auch wenn es sein kann, dass wir doch zurück auf die ursprüngliche Lösung kommen. Da entsteht Reibung, aber ebenso Kommunikation und Energie. So kann ich voll hinter einer Entscheidung stehen, und ich glaube, das ist auch das Geheimnis der Bücher.

Was wünschst du dir in Zukunft für das Arbeiten im Frenz Verlag? 

Work-Life-Balance ist ein sehr überstrapaziertes Wort, aber letztlich ist es das, wonach ich strebe – für mein Team und mich. Außerdem wünsche ich mir tolle Menschen zum Zusammenarbeiten, viele begeisterte Leser:innen, ehrliche Produkte und tolle Shops, die sie verkaufen wollen. Ich muss nicht reich werden, aber ich möchte, dass der Verlag so nachhaltig läuft, dass ich gelassener mit Auf und Abs umgehen kann. Was ich noch lernen muss: Erfolge sehen – und auch feiern!

MenschenElisabeth Frenz